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Bisexualität galt lange Zeit als eine eher seltene Form der sexuellen Orientierung. Doch nun zeigen neuere Studien auf, dass sich zumindest zeitweise sehr viele Menschen dazu bekennen, Interesse an erotischen Aktivitäten mit beiden Geschlechtern zu haben. Dabei ist der Anteil junger Menschen signifikant erhöht.

Der hohe Anteil junger Menschen bestätigt eine Hypothese, welche Sigmund Freud bereits im Jahr 1915 publizierte. Sie besagt, dass die Bisexualität ein völlig natürlicher Entwicklungsvorgang des Menschen ist. Doch das wurde bis weit in die 1970er Jahre hinein nicht akzeptiert. Das zeigt die Tatsache der Einstufung der Homosexualität als unnatürlich und die Überzeugung, die wäre als Krankheit behandlungsbedürftig.

Wie groß sind die Altersdifferenzen bei der Bisexualität?

Hier lohnt sich ein Blick auf eine Umfrage, welche in jüngster Zeit von YouGov durchgeführt wurde. Dort gaben gerade einmal 52 Prozent der Probanden im Alter zwischen 18 und 24 Jahren an, auf eine heterosexuelle oder homosexuelle Beziehung festgelegt zu sein. 43 Prozent der Probanden aus der gleichen Altersgruppe hielten sich für bisexuell. In der Altersgruppe der 25- bis 39-Jährigen stieg der Anteil der auf ein Geschlecht festgelegten Probanden bereits auf 67 Prozent, während sich gleichzeitig der Anteil der Angabe einer Bisexualität auf 29 Prozent reduzierte. Diese Selektion bei der sexuellen Orientierung setzt sich mit steigendem Alter weiter fort. Interessant an der YouGov-Umfrage ist jedoch, dass auch bei den über 60-Jährigen nur rund 89 Prozent die Fixierung auf ein Geschlecht angaben.

Für die Bisexualität liegen noch keine wissenschaftlichen Studien zur Ursache vor

Bei der Homosexualität gehen die forschenden Wissenschaftler aktuell davon aus, dass die Gene zumindest teilweise daran beteiligt sind. Das zeigten Untersuchungen an eineiigen Zwillingen. Zeigte eine der männlichen Zwillinge eine Tendenz zur Homosexualität, war sie zu 50 Prozent auch beim Zwilling vorhanden. Bei weiblichen Zwillingen ist die Quote nicht ganz so hoch. Eine Homosexualität lässt sich in vielen Fällen durch die Hirnstrukturen erkennen. Bisher wurden allerdings noch keine Studien durchgeführt, in denen untersucht wurde, ob die Gehirne von Bisexuellen ebenfalls strukturelle Besonderheiten aufweisen. Studien zur Beteiligung der Hormone an der Bisexualität liegen ebenfalls noch nicht in verlässlicher Form vor.

Ausprägung der Bisexualität ist unterschiedlich

Die YouGov-Studie beschäftigte sich noch mit einer anderen Frage. Dabei ging es darum, zu klären, wie stark die sexuelle Orientierung ausgeprägt ist. Interessanterweise gaben dort die bBefragten überwiegend nur eine geringe Ausprägung an. Gerade einmal sechs Prozent der jungen Menschen waren sich sicher, ausschließlich Partner des anderen Geschlechts haben zu wollen. Bei den über 25-Jährigen lag der Anteil sogar nur bei vier Prozent. Dagegen gaben rund 72 Prozent der älteren Probanden an, nur in einem sehr geringen Maße auf die Heterosexualität fixiert zu sein. Bei den Jugendlichen waren es 46 Prozent. Hier zeigt sich sehr deutlich die zunehmende Akzeptanz aller Formen der sexuellen Orientierung durch die Gesellschaft. Auch liefert die Studie Hinweise darauf, dass die „gepredigte“ Monogamie offenbar von der Entwicklung des Menschen überholt wurde.

Quelle: YouGov