Bei der Wochenbettdepression handelt es sich um ein Krankheitsbild, welches im ICD-10-Standard der Weltgesundheitsorganisation unter den Kennziffern F53, F53.0 und F53.1 definiert wird. Dabei werden drei Grundformen der Ausprägung unterschieden, die sich jedoch auch überlagern können. Die gute Nachricht ist, dass Wochenbettdepressionen bei fast allen Betroffenen vollständig ausgeheilen. Wissenswert ist, dass sowohl Mütter als auch Väter von Säuglingen davon betroffen werden können. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie, die im Jahr 2010 von der Eastern Virginia Medical School veröffentlicht wurde.
Welche Grundformen gibt es bei der Wochenbettdepression?
Die leichteste Form der Wochenbettdepression ist der sogenannte „Babyblues“, der in der Fachsprache der Mediziner postpartales Stimmungstief genannt wird. Beim „Babyblues“ wird eine sehr unterschiedliche Häufigkeit angegeben. Fest steht allerdings, dass mindestens jede vierte Frau nach der Geburt eines Kindes davon betroffen ist. Anzeichen für ein postpartales Stimmungstief sind Ruhelosigkeit, Schlaflosigkeit und Konzentrationsschwierigkeiten, die der völlig natürlichen Sorge um das Baby geschuldet sind. Hinzu kommt die Erschöpfung, die einerseits aus den Anstrengungen der Geburt und andererseits aus dem in den ersten Wochen fast überall fehlendem Schlaf der Mutter resultiert. Letzteres betrifft auch den Vater, weshalb er genauso in einen „Babyblues“ rutschen kann. Als weitere Ursache für diese Form der Wochenbettdepressionen wurden hormonelle Umstellungen ausfindig gemacht. Mit dem plötzlich abfallenden Östrogenspiegel entfällt dessen die Stimmung stabilisierende Wirkung.
Zweite Form der Wochenbettdepression ist immer behandlungsbedürftig
Während der „Babyblues“ nach der Gewöhnung an das Leben mit einem Baby meistens von allein vergeht, sollten sich Väter und Mütter mit der zweiten Form der Wochenbettdepression immer professionelle Hilfe suchen. Sie tritt mit einer Häufigkeit von zehn bis zwanzig Prozent bei den Müttern und vier Prozent bei den Vätern auf. Zum „Babyblues“ kommt es in den ersten Tagen bis Wochen nach der Geburt. Die schwerere postpartale Depression, kurz PPD genannt, kann sich auch im zweiten Lebensjahr des Kindes noch bilden. Kennzeichnend sind die allgemeinen Anzeichen einer Depression, zu denen sich Ängste, Panikattacken und sogar Tötungsgedanken gesellen können. Auch werden hier in viele Fällen Zwangsstörungen festgestellt. Als Ursachen wurden hier bereits vor der Schwangerschaft bestehende psychische Erkrankungen, fehlende Unterstützung durch die Partner und die gesamte Familie sowie schlechte wirtschaftliche Verhältnisse ausgemacht.
Postpartale Psychose kann meist nur stationär behandelt werden
Eine besondere Form der Wochenbettdepression ist die postpartale Psychose, kurz PPP genannt. Hier treten Elemente einer Psychose in Kombination mit Symptomen einer Schizophrenie auf. Das heißt, die Betroffenen haben paranoide Wahnvorstellungen und Halluzinationen. Weitere Symptome sind Angstzustände, Phasen mit einem erhöhten Erregungslevel und Verwirrtheitszustände. Kennzeichnend ist außerdem, dass hier im Gegensatz zu den beiden anderen Formen der Wochenbettdepression ein abrupter Beginn zu beobachten ist. Hier sollte zum Eigenschutz und zum Schutz des Kindes eine stationäre Behandlung erfolgen. Die Heilungschancen sind recht gut. Die Häufigkeit wird bei den meisten Quellen mit drei Promille angegeben.
Hinweis: Dieser Artikel ist keine Anleitung zur Selbstdiagnose! Bitte suchen Sie unbedingt einen Facharzt auf, wenn Sie den Verdacht haben, an einer Wochenbettdepression zu leiden!
Quelle: American Medical Association