Eine verbindliche Definition der Schwangerschaftsdiabetes findet sich in der ICD-10-Spezifikation der Weltgesundheitsorganisation mit der Kennung O24. Sie tritt offiziellen Statistiken der Kassenärztlichen Vereinigung zufolge in der Bundesrepublik Deutschland bei rund 13 Prozent aller schwangeren Frauen. Das Risiko, während er Schwangerschaft eine solche Erkrankung zu entwickeln, steigt parallel zum Alter der werdenden Mütter an. Für die Altersgruppe der über 45-Jährigen wird das Erkrankungsrisiko bereits mit 26 Prozent angegeben.
Ursachen und Prädisposition bei der Schwangerschaftsdiabetes
Als Hauptursache haben die forschenden Wissenschaftler die Veränderungen des Hormonhaushalts ausfindig gemacht. Hier spielen vor allem Proladin, Progesteron, Plazentalaktogen und Cortisol eine wichtige Rolle. Sie reduzieren die Wirkung des körpereigenen Insulins. Das müsste von der Bauchspeicheldrüse mit einer vermehrten Insulinausschüttung kompensiert werden, was allerdings oftmals nicht geschieht. Dabei ist die Risikoquote vor allem bei den Frauen erhöht, welche bereits vor Beginn der Schwangerschaft Übergewicht oder Probleme mit der Glukosetoleranz hatten. Als weitere Risikofaktoren werden in der einschlägigen Literatur eine übermäßige Gewichtszunahme während der Schwangerschaft, Geburten von Kindern mit einem Gewicht von mehr als 4,5 Kilogramm sowie mehrere Fehlgeburten mit unklarer Ursache benannt. Hinzu kommt eine in der Herkunftsfamilie vorhandene genetische Disposition für einen Diabetes mellitus des Typs 2.
Symptome, Diagnose und Therapie bei Schwangerschaftsdiabetes
In Deutschland ist es seit 2012 üblich, dass in der Schwangerschaftsberatung beim Gynäkologen standardmäßig Tests durchgeführt werden, bei denen die Blutzucker- und Urinwerte erfasst werden. Gibt es dort Auffälligkeiten, schließt sich ein oraler Glukosetoleranztest an. In den meisten Fällen kann das Krankheitsbild Schwangerschaftsdiabetes mit einer konsequenten Ernährungsumstellung behandelt werden. Reicht diese allein nicht aus, wird ergänzend eine Insulintherapie gestartet. Die Erkrankung verursacht häufig keine Symptome. Falls doch Symptome auftreten, zeigen sie sich ein einem gesteigerten Trinkverlangen, erhöhten Blutdruck, Verminderungen der Menge des Fruchtwassers sowie Wachstumsstörungen beim ungeborenen Kind. Auch Harnwegsentzündungen und Nierenentzündungen gehören zu den typischen Symptomen.
Welche Gefahren drohen bei Schwangerschaftsdiabetes?
Risiken gibt es sowohl auf Seiten der werdenden Mutter als auch beim Kind. Eine Diabetes während der Schwangerschaft kann zu einer Mangelversorgung des ungeborenen Kindes führen, die wiederum Defizite bei der Entwicklung der Organe nach sich ziehen. Im schlimmsten Fall kann der Fötus durch die mangelhafte Versorgung absterben. Unmittelbar nach der Geburt droht beim Kind eine Unterzuckerung, die mit einer sofortigen Fütterung und der Behandlung mit Dextrosegel behandelt werden kann. Außerdem ist bei diesen Kindern das Risiko groß, dass sie später Stoffwechselprobleme oder Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse entwickeln. Die werdenden Mütter entwickeln eine Disposition für eine erneute Schwangerschaftsdiabetes sowie eine dauerhafte Diabetes mellitus des Tpys 2. Außerdem ist die Rate der notwendigen Kaiserschnitte gegenüber gesunden werdenden Müttern signifikant erhöht.
Quelle: BZgA